Beim Klettern und Spielen die Trauer vergessen
Beim Klettern und Spielen die Trauer vergessen
DAV Panorama, April 2011
Wut lässt sich nicht einfach verstecken. Schmerz zermürbt. Und der Trauer kann man nicht für immer entfliehen. Aber mag sie noch so groß sein: Man kann ihr davonklettern – für Momente, für Stunden, manchmal auch länger.
In der Kletterhalle der DAV-Sektion Bad Kissingen üben 18 Jungen zwischen sechs und vierzehn Jahren Achterknoten, sichern sich gegenseitig an den Kletterwänden und hangeln an der Boulderwand.
Sie schwitzen, beißen die Zähne zusammen und starten neue Versuche. Und: Sie lachen und fühlen sich (endlich) unbeschwert. Für kurze Zeit ist er vergessen, der Verlust eines lieben und nahen Menschen – Vater, Mutter, Großeltern, Geschwister, Freunde –, den alle verarbeiten müssen.
Hier brauchen sie nicht viele Worte, um auszudrücken, was sie verbindet. Und sie müssen keine Angst haben, etwas Falsches zu sagen. „Kinder und Jugendliche trauern anders als Erwachsene, und Jungs trauern anders als Mädchen“, sagt die Projektleiterin und Sozialpädagogin Maritta Düring- Haas. Viele Jungs bekommen früh eingeimpft, dass Männer Macher sind. So ist es auch bei der Trauer: Jungs können sie gut bewältigen, wenn sie handeln, sich auf eine Sache konzentrieren und sich dabei richtig auspowern können. Klettern ist hierfür gut geeignet.
Das Projekt „Trauerarbeit in der Senkrechten“ realisierte die Christian-Presl-Stiftung Bad Kissingen, eine Beratungsstelle für Menschen in Trauer, mit Unterstützung der Sektion und ihres Vorsitzenden Heinz Steidle, finanziert mit Hilfe einer Spende der Dorfjugend Oberwerrn. Es ist angelehnt an das Kletterangebot „Alles ist anders“ der Hospizgruppe Freiburg, bezieht aber auch die Angehörigen mit ein. Schlusspunkt vor dem Weiterweg im Leben war deshalb ein gemeinsamer Familientag in der Kletterhalle.