Maritta Düring-Haas baut Stiftung auf: Netzwerk für Angehörige schaffen
Maritta Düring-Haas baut Stiftung auf:
Netzwerk für Angehörige schaffen
Main-Post Bad Kissingen, 26. Januar 2008
Christian Presl-Stiftung: Beratung für Hinterbliebene von Unfallopfern
Fast drei Jahre ist es her, dass der damalige Verwaltungsleiter der Klinik Bavaria, Christian Presl (34), bei einem tragischen Verkehrsunfall ums Leben kam. Die eigene Trauer-Erfahrung bewog die Familie, ein Jahr später ein Beratungsangebot für Hinterbliebene von Unfallopfern zu schaffen. Seit einem Jahr ist Diplom-Sozialpädagogin Maritta Düring-Haas mit dem Aufbau der Christian Presl-Stiftung betraut.
Wenn Angehörige plötzlich mit dem Unfalltod eines nahe stehenden Menschen konfrontiert werden, sei dies psychisch und physisch extrem belastend, sagt Düring-Haas. Da werde vielleicht der Vater durch einen Unfall mitten aus der Familie heraus gerissen und die Frau müsse das Leben dann mit den Kindern allein bestreiten, gibt die Sozialpädagogin ein Beispiel. „Und vielleicht haben sie auch noch ein Haus gebaut, das noch nicht abbezahlt ist.“
Familiengefüge am Wanken
Wenn ein Kind ums Leben kommt, sei das ganze Familiengefüge am Wanken, „denn das Kind hatte ja eine bestimmte Rolle“. „Kinder sind die Hoffnung auf die Zukunft“, weiß Düring-Haas, Eltern würden es schwer verkraften, dass diese Zukunft plötzlich zerstört ist. In anderen Fällen gehe es um Ehepartner oder die Eltern, die unvermutet nicht mehr da sind. Dass Menschen bei einem Unfall so plötzlich aus dem Leben weg sind, sei für Manche schwer zu verkraften, „denn man kann sich nicht verabschieden“.
Manchmal trauern Menschen sehr lange Zeit einem geliebten Menschen nach, sie kapseln sich ab und glauben, ihre Trauer sei „nicht normal“, so die Sozialpädagogin weiter und denkt dabei an eine Frau, die ihre Eltern vor zehn Jahren bei einem Unfall verlor und noch heute daran trägt. „Ist das denn normal?“, habe sich die Frau gefragt. Dabei trauere jeder Mensch anders, habe individuelle Zeiträume, in denen er die Trauer lebe, so Düring-Haas.
Oft hätten Hinterbliebene auch nicht den Mut oder die Kraft, sich Hilfe zu suchen, weiß die Sozialpädagogin. Hier wolle sie ansetzen. „Wir wollen die Angehörigen mit ihren Sorgen und Nöten nicht allein lassen.“ Es gebe zwar Hilfsangebote, aber es bestünden Lücken. „Wir wollen vernetzen, Kontakt zu den Beratungsstellen herstellen.“ Die Stiftung will dabei in den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld wirken.
Sehr positive Resonanz
Inzwischen gibt es einen Flyer, der das Angebot der Stiftung erläutert: Trauerbegleitung wird ebenso angeboten wie die Vermittlung rechtlicher Beratung und die Möglichkeit, mit jemandem Alltagsprobleme aufzuarbeiten, die zum Beispiel am Arbeitsplatz, beim beruflichen Wiedereinstieg oder bezüglich der Betreuung der Kinder entstehen. „Die Resonanz ist sehr gut“, sagt Düring-Haas. Die Beratungsstellen zeigten sich sehr interessiert. Zwölf Angehörige meldeten sich 2007 bei Düring-Haas und baten um Hilfe bei der Trauer- und Lebensbewältigung. Es seien meist sehr umfangreiche Problemsituationen vorhanden. Die Sozialpädagogin vermittelt die Hilfsangebote. Danach laufen die gezeitigten Ergebnisse bei ihr zusammen. „Die Familien haben oft nicht die Kraft, den langen bürokratischen Weg auf sich zu nehmen.“
(Verfasserin: Isolde Krapf)