Trauerarbeit in der Senkrechten
Trauerarbeit in der Senkrechten
Volkszeitung Schweinfurt, 27. Mai 2010
Projekt speziell für Jungs: Abschluss im Kletterwald
Dem persönlichen Gefühl von Trauer kann man nicht davonlaufen, auch nicht davonklettern. Dennoch verbrachten am Samstag zehn Jungs über drei Stunden damit, im Schweinfurter „Kletterwald am See“, den Boden unter sich zu lassen und zusammen mit Familienangehörigen in den Kletterparcours zu steigen.
Was die Jungs zwischen acht und 13 Jahren verbindet: Sie alle haben in jüngerer Vergangenheit einen lieben und nahen Menschen durch den Tod verloren – Vater, Mutter, Opa, Oma, Freund oder Freundin. Und: Sie alle haben an dem Programm „Trauerarbeit in der Senkrechten“ teilgenommen. Dieses hat die Christian-Presl-Stiftung in Bad Kissingen seit Dezember an fünf Terminen in der Kletterhalle in Bad Kissingen für trauernde Jungs aus den Landkreisen Schweinfurt, Bad Kissingen und Rhön-Grabfeld angeboten. Der Familientag im Schweinfurter Kletterwald war der Abschluss des Programms.
Sozialpädagogin Maritta Düring-Haas, leitet die Christian-Presl-Stiftung, die seit drei Jahren in der Region Main-Rhön Hinterbliebene von Unfallopfern und Menschen in Trauer betreut. Sie erklärt: „Jeder Mensch trauert anders. Frauen anders als Männer, Mädchen anders als Buben, Kinder anders als ihre Eltern.“
Daraus entstand die Idee zu „Trauerarbeit in der Senkrechten“, einem unterfrankenweit einzigartigen Angebot speziell für Jungs. „Jungs halten ihre Trauer oft zurück, um beispielsweise nach dem Verlust des Vaters ihre trauernde Mutter zu schützen und keine neuen Tränen zu provozieren“, sagt Düring-Haas. „Wir haben ihnen die Gelegenheit geboten, einmal nur an sich zu denken und von Gleichaltrigen in ähnlicher Situation verstanden zu werden.“ Auch ohne viel zu reden, beim Klettern. Dieses Angebot sei sehr gut angekommen.
(Verfasser: Michael Mösslein)